Brücken erhalten, nicht ersetzen: CFK-Lamellen, Monitoring und Bauwerksdiagnose

Der Erhalt bestehender Brücken ist technisch und wirtschaftlich oft sinnvoller als ein Neubau. Moderne Methoden wie CFK-Lamellen, digitale Bauwerksdiagnose und Monitoring verlängern die Lebensdauer deutlich.

In der Schweiz gibt es über 9’000 Brücken im Nationalstrassennetz. Viele stammen aus den 1960er- und 1970er-Jahren und sind heute stark beansprucht. Anstatt sie teuer und ressourcenintensiv zu ersetzen, setzen Fachleute zunehmend auf Ertüchtigung und Überwachung. Faserverbundwerkstoffe, digitale Sensorik und präzise Diagnostik sichern Tragfähigkeit und verlängern Nutzungsdauern.

Warum Erhalt vor Ersatz?



Der Brückenneubau ist kostenintensiv, zeitaufwendig und mit erheblichen Eingriffen in die Umwelt verbunden. Oft sind Sanierung und Verstärkung die wirtschaftlichere und nachhaltigere Lösung.

Zentrale Vorteile sind:

  • Deutlich kürzere Bauzeiten und geringere Verkehrsbehinderungen
  • Reduzierte Baukosten im Vergleich zum vollständigen Neubau
  • Schonung von Ressourcen und Reduktion von Abbruchmaterial
  • Verlängerung der Lebensdauer um mehrere Jahrzehnte

Die Herausforderung besteht darin, die Tragfähigkeit unter wachsenden Verkehrsbelastungen und steigenden Anforderungen zuverlässig zu sichern.


Tipp: Regelmässige Bauwerksprüfungen nach klaren Standards sind die Basis, um den richtigen Zeitpunkt für Erhaltungs­massnahmen festzulegen.

CFK-Lamellen als Verstärkungslösung

Eine bewährte Methode zur Ertüchtigung ist der Einsatz von Carbonfaserverstärkten Kunststoff-Lamellen (CFK). Diese leichten, hochfesten Lamellen werden auf die Zugseite von Betonbauteilen geklebt oder laminiert.

Ihre Vorteile:

  • Sehr hohe Zugfestigkeit bei geringem Eigengewicht
  • Einfache Verarbeitung ohne schwere Geräte
  • Geringe Beeinträchtigung der bestehenden Struktur
  • Lange Lebensdauer und Korrosionsbeständigkeit

CFK-Lamellen sind besonders geeignet, um Querträger, Platten oder Trägerstege von Brücken nachträglich zu verstärken. Sie tragen Lasten zuverlässig ab, ohne die Geometrie wesentlich zu verändern.


Tipp: Die Kombination aus CFK-Lamellen und hochfesten Klebstoffen erfordert präzise Verarbeitung, da die Haftung entscheidend für die Tragfähigkeit ist.

Monitoring und Sensorik

Ein zentrales Element moderner Brückenerhaltung ist das kontinuierliche Monitoring. Sensoren erfassen Bewegungen, Verformungen, Temperaturen oder Rissbildungen in Echtzeit. Diese Daten ermöglichen es Ingenieuren, den Zustand permanent zu überwachen und Wartungsstrategien anzupassen.

Beispiele für Monitoring-Technologien:

  • Dehnungsmessstreifen zur Erfassung von Belastungen
  • Faseroptische Sensoren für präzise Verformungsmessungen
  • Akustische Sensorik zur Detektion von Mikrorissen
  • Drohneninspektionen mit hochauflösenden Kameras

Monitoring schafft Transparenz und kann Instandhaltungszyklen verlängern, indem Massnahmen gezielt auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmt werden.

Bauwerksdiagnose als Grundlage



Vor jeder Sanierung steht die Bauwerksdiagnose. Sie umfasst visuelle Inspektionen, zerstörungsfreie Prüfverfahren und Labortests. Typische Verfahren sind Ultraschall, Radar, Rissbreitenmessungen oder Bohrkernanalysen. Ziel ist, den aktuellen Zustand und die Resttragfähigkeit präzise zu bestimmen.

Nur mit einer soliden Diagnose lassen sich passende Erhaltungsstrategien entwickeln. Diese reichen von lokalen Reparaturen über Verstärkungen bis hin zu Teilneubauten einzelner Segmente.


Tipp: Der Einsatz mehrerer Diagnosemethoden erhöht die Genauigkeit und reduziert das Risiko von Fehleinschätzungen.

Fazit

Der Erhalt von Brücken mit modernen Methoden ist eine wirtschaftliche und nachhaltige Alternative zum Ersatz. CFK-Lamellen verstärken Bauwerke effizient, Monitoring liefert Echtzeitdaten zur Nutzung, und präzise Bauwerksdiagnosen sichern die Planung. So können bestehende Infrastrukturen über Jahrzehnte zuverlässig genutzt werden, ohne die hohen Kosten und Umwelteinwirkungen eines Neubaus zu verursachen.

Erhaltung statt Ersatz wird damit zu einer Schlüsselstrategie für die Bauwerke der Zukunft.

 

Quelle: bauenaktuell.ch-Redaktion
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